Geschichte des Ortes Wolfpassing
Das Dorf Wolfpassing ist eine Gründung des 10. oder 11. Jahrhunderts.
Es zerfällt deutlich in zwei Teilen: in den Bereich des Schlosses mit den dazugehörigen Gebäuden und in das Dorf. Schloss und Herrschaft waren freies Eigen der jeweiligen Besitzer. Mit Ausnahme von sechs, später fünf Häusern gehörte das Dorf zur Herrschaft.
Diese fünf Häuser waren Regensburger Lehen. Durch das Dorf führte einst die Straße Wieselburg-Steinakirchen. Zum Amt Dorf Wolfpassing gehörte auch jeweils Klein-Erlauf und das Haus Heiligenbrunn auf dem Lonitzberg. Der Meierhof Wolfpassing wird erstmals 1391 genannt. Meistens war Wolfpassing mit anderen Herrschaften verbunden. Erst ab etwa 1600 dürfte es dauernder Herrensitz gewesen sein. Die Grenzen der mittelalterlichen Gemeinde deckten sich mit den späteren Gemeindegrenzen: gegen Steinakirchen das Weiße Kreuz, gegen Zarnsdorf ein Kreuz unterhalb von Klein-Erlauf, gegen Etzerstetten das Rote Kreuz oder Hahnkreuz.
Alte Aufnahme des Dorfplatzes Wolfpassing
Amtmänner werden in den Matriken mehrfach angeführt. Im 18. Jahrhundert hießen sie auch Hofamtmann und Hofrichter. Wolfpassing besaß auch ein eigenes Dorfgericht mit einem eigenen Pranger. Dieser stand an der Stelle, wo jetzt die Johannes-Nepomuk Statue steht. 1787 wird für diese Parzelle, die immer öffentliches Gut war, angeführt: Gmain Anger worauf der Branger stehet und nichts gefechsnet wird. Der Burgfried des Schlosses Wolfpassing umfasste auch den größeren Teil von Zarnsdorf und vermutlich auch Loising, Thorwarting und Stetten. Die Beschreibung des Wolfpassinger Burgfrieds im Zarnsdorfer Weistum aus dem Jahre 1660 ist nicht mehr klar zu deuten. Die Grenze folgte vom Stegbauern an der Kleinen Erlauf bis zu einem Kreuz vor Zarnsdorf. Ein Teil dieses Dorfes gehörte wohl zu Purgstall, das in Zarnsdorf einige Häuser besaß. Von Zarnsdorf ging die Grenze auf dem Einer-Weg nach Loising. Damit ist entweder die spätere Gemeindegrenze oder der Weg zur ehemaligen Haltestelle Zarnsdorf gemeint. Von Loising ging sie durch die Kotgasse nach Stetten, von dort in das Knollinger Holz. Als nächster Punkt wir das Steinnurschkreuz angegeben. Das dürfte aber ein Irrtum des Abschreibers sein, denn Knolling gehörte nie zu Wolfpassing. Von dort folgte sie der Grenze der Gemeinde Steinakirchen zum Weißen Kreuz und zur Erlauf.
Wichtige Ereignisse in der Geschichte von Wolfpassing waren der Aufstand der Bauern im Jahre 1596, die Pestkatastrophe des Jahres 1713 und die verschiedenen Ereignisse, die mit dem Schlosse verbunden sind. Zu Ende des 17. Jahrhunderts erfolgte der Ausbau des Schlosses und des Parkes unter dem energischen Geymann. Unter den Auersperg wurde in Wolfpassing auch ein Schlosskaplan gehalten. Seine größte Bedeutung erlangte es während der kaiserlichen Ära von 1834-1910. Bis 1848 war es kaiserliche Zentralherrschaft für Wolfpassing, Steinakirchen, Reinsberg, Wang und Perwarth. Es wurde mehrfach von Angehörigen der kaiserlichen Familie besucht. 1834 weilte Kaiser Franz selbst in Wolfpassing. Wolfpassing war auch ein Stützpunkt für die Hofjagden. Der Schlosspark war mit barocken Plastiken geschmückt, von denen nur mehr ein Stück vorhanden ist. Sechs Gärtner betreuten die Gartenanlagen. Das Schloss selbst besaß reiches barockes Mobiliar und Bildschmuck.
1910 vertauschte Erzherzog Ferdinand das Gut Wolfpassing mit Blünbach in Salzburg. Die gesamte Einrichtung, auch die schmiedeeisernen Fensterkörbe, ließ er auf Schloss Konopitscht bei Prag bringen, das heute tschechisches Nationalmuseum ist. Das Gut Wolfpassing wurde 1910 bis 1918 vom Kriegsministerium verwaltet. Es wurde bis 1928 hauptsächlich als landwirtschaftlicher Betrieb mit beträchtlichem Viehstand geführt. Beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahre 1914 wurde das Gestüt Radautz in der Bukowina wegen des Russeneinfalls evakuiert und nach Wolfpassing verlegt. Schon 1913 war ein Remontendepot durch das k.k. Landesverteidigungsministerium für Wolfpassing geplant, um von der Pferdeeinfuhr von Ungarn unabhängig zu sein. Während des Krieges diente das Schloss auch als Rekonvaleszentenheim für Offiziere. Nach dem Krieg übernahm das Landwirtschaftsministerium die Verwaltung. 1918 wurde ein Teil der Lipizzaner im leeren Gestüt untergebracht, die 1924 nach Perwarth übersiedelten. 1928/30 wurde die Molkerei gebaut und Schloss und Meierhof der Bundes-Lehr und Versuchsanstalt für Milchwirtschaft eingegliedert. Die Räume des Schlosses dienen jetzt als Internat und Unterrichtsräume. Die Gemeinde Wolfpassing erhielt am 31.Mai 1970 ein Wappen verliehen, das sich an das Wolfsteiner Wappen anlehnt. Es zeigt einen abgerissenen Wolfskopf auf blau-gelbem Hintergrund. 1970 wurde die Großgemeinde Wolfpassing mit den Gemeinden Buch, Etzerstetten, Wolfpassing und Zarnsdorf gebildet.